„Ausgetreten“ und „Eingetreten“ sind zwei Worte voll von verschiedensten Bedeutungen. Bei einem „Kirchenwort“ in der Zeitung ist „Ausgetreten“ allerdings ein Signalwort. So soll es auch sein.

„Ich bin noch in der Kirche“ sagt mein Gegenüber, eine Frau, vielleicht 50 Jahre alt. Wir stehen zufällig bei einer Festveranstaltung zusammen. Ich habe erzählt, dass ich Pastor bin. Das „noch“ in ihrer Antwort betont sie sehr deutlich. „Ich bin schon ausgetreten“, sagt ihr Begleiter. Die Skandale, der Missbrauch und schließlich eine Trauerfeier, bei der „viel Bibel, aber nicht der Mensch“ vorgekommen sei: „Das hat mir den Rest gegeben.“

Ausgetreten. Nicht ungläubig. Einfach nicht mehr Kirchenmitglied. Eine andere Frau sagt: „Manchmal gehe ich trotzdem in den Gottesdienst. Es fühlt sich ein bisschen an wie Schwarzfahren“. Sie ist erstaunt, dass ich das gut finde.

Austreten führt viel zu viele auf ausgetretene Pfade, so meine ich. Sie machen, was alle machen: Am Sonntagmorgen ausschlafen, Wandern gehen, Ausflüge machen oder zum Frühschoppen ins Lokal… Dabei braucht es für den christlichen Glauben auch das Miteinander. Man braucht das Eintreten füreinander. Auch von den Ausgetretenen tut das gut.

Oft ist es nicht Gott, mit dem die Menschen unzufrieden sind. Oft ist es sein Bodenpersonal, das einem Mühe macht. Aber wer weiß, vielleicht ist es ja auch der andere Weg möglich, weg von den ausgetretenen Pfaden: Dass man vom Bodenpersonal positiv überrascht wird. Und damit auch Gott näherkommt. Das kann nur passieren, wenn man es einfach mal wieder erlebt. Auch als „Schwarzfahrerin“.

Dieser Beitrag ist am 13. April 2024 in der Südwestpresse Metzinger-Uracher Volksblatt und Alb Bote erschienen. Verwendung, auch in Auszügen, nur nach vorheriger Freigabe durch den Autor © David Andreas Roth.